Prolog Epilog

Prolog

Warum eine VAN’s RV7A als Selbstbau ?

Nachdem ich 11 Jahre und 900 Stunden mit meinem wunderbaren Ultraleicht-Flugzeug Remos G3 von Hildesheim EDVM aus durch die Gegend gebrummt war, brauchte ich mal etwas Abwechslung. Zufällig traf ich im Herbst 2012 auf einem benachbarten Platz beim Kaffetrinken einen Fliegerkollegen, der als ehemaliger Ultraleicht-Pilot sich ein E-Klasse Experimental Flugzeug gebaut hat. Auf dem Rückflug hat er neben meiner mit Vollgas dahin hechelnden Remos mit der Leichtigkeit eines übermütigen Adlers ein wenig um mich herum geturnt. Es sah faszinierend aus und weckte in mir den Wunsch, solche Figuren auch fliegen können. Nach der Landung musste ich mir den Vogel natürlich genauer anschauen. Es war eine VAN’S RV8.

Kann ich als Computer-Nerd solche handwerklichen Arbeiten leisten ? Vor ca. 35 Jahren habe ich eine gewerbliche Metall- und Elektronik-Ausbildung bei MAN genossen und auf dem weiteren Bildungsweg auch ein halbes Jahr bei der DLR in Braunschweig (damals noch DFVLR) als HiWi Racks mit Avionik für das Forschungsflugzeug nach Plan gebaut und verkabelt. Vielleicht muss ich ja nur die verschütteten Kenntnisse aus meiner Jugend wieder hervorholen.

Als Inhaber einer Ultraleicht 3-Achs Lizenz kann ich mit einer theoretischen Ausbildung und 7 Flugstunden auf z.B. einer Katana sowie einer theoretischen und praktischen Prüfung zum PPL-N (E-Klasse bis 750kg in Deutschland) upgraden. Die RV7/8 wiegt aber bis zu 820kg und ich wollte natürlich auch weiterhin im Ausland fliegen. :-( ABER…. Mit den neuen europäischen EASA Lizenzen ab dem 28.04.2013 wird der deutsche PPL-N automatisch zum LAPL (LightAircraftPilotLicence) gewandelt und man darf europaweit mit viersitzigen Flugzeugen bis zu 2000kg fliegen. Als Mitglied des Aeroclub Hildesheim-Hannover hab ich mich schnell noch im Februar 2013 zur Ausbildung angemeldet, am 26.Juni 2013 die theoretische und am 15.September 2013 die praktische Prüfung bestanden.

Nachdem ich noch einen Mitflug in einer VAN’S genossen habe, bin ich endgültig entschlossen mir eine RV7A von VAN’S Aircraft zu bauen. VAN’S Aircraft ist ein renomierter Hersteller von Selbstbauflugzeugen mit mittlerweile weltweit über 8.000 fliegenden !! Maschinen. Eine RV8 ist zwar rassiger, aber mir ist ein Side-by-Side Cockpit angenehmer, besonders bei längeren Überlandflügen. Ich wähle die A-Version mit Bugrad, weil sie unkomplizierter bei Seitenwindlandungen ist und ich nie Taildragger geflogen bin. Es soll ein Quickbuild Kit werden, denn ich möchte baldmöglichst fliegen. Falls es nicht zu teuer und komplex wird, möchte ich den Flieger evtl. kunstflug/rückenflug tauglich bauen. Dafür muss es ein Einspritzmotor mit einer Rückenflugschmierung sein. Im Moment denke ich an einen IO360 mit einem Raven- oder Christen inverted Oil System. Ob Constant Speed- oder Fest-Propeller ist noch nicht entschieden. Ein Fest-Propeller entwickelt genug Kraft beim Start, um das recht leichte, zweisitzige Flugzeug aus kleinen Grasplätzen zu starten und man benötigt keinen aufwendigen Schalldämpfer. Mit einem CS-Prop ist der Flieger erheblich spritziger und hat einen höheren Wiederverkaufswert, leider auch höhere Kosten und Mehraufwand bei der Lärmverminderung und späteren Wartung. Bei der Avionik denke ich als Bildschirm-Nerd an Skyview von Dynon, minimal vorgeschriebene Analog-Instrumente, Powerflarm und ein iPad-mini. Wirklich festgelegt werden Antriebseinheit und Avionik aber erst zum Zeitpunkt der Bestellung.

Wann wird das Flugzeug fertig sein ? Ich setze mir Frühjahr 2017 als Ziel für den Erstflug. Es werden noch Wetten angenommen was früher fertig ist; der Flugplatz Berlin-Brandenburg, oder mein Flugzeug. Aber vielleicht geschehen ja Wunder und es ist schneller in der Luft. :-)

Die schlimmste Sache ist nicht, zu scheitern. Die schlimmste Sache ist, es nicht versucht zu haben. (Zitat Bertrand Piccard)

Epilog

Wegen Preissteigerungen von VAN’S und dem abstürzenden €uro <-> $Dollar Wechselkurs habe ich das Bauprojekt gestoppt. In der Summe ist der Baupreis innerhalb von 18 Monaten um fast 25% gestiegen und er wird weiter steigen. Das geht leider über mein persönliches Preislimit. Neben dem €urokurs ist leider auch ein Traum abgestürzt.

Trotz den finanziellen und emotionalen Verlusten möchte ich die Erfahrung nicht missen. Ich habe in den 1 1/2 Jahren sehr viel über Flugzeugbau, Aluminiumverarbeitung, Avionik und Bauvorschriften gelernt. Die Begutachtung und Auswahl meiner gebrauchten RV6 ist mir sehr viel leichter gefallen, als es zu Beginn der Fall gewesen wäre. Da ich bereits fast jede Ecke des Flugzeugs zumindest virtuell in den Bauplänen und Handbüchern bearbeitet habe, sehe ich kaum ein Problem bei der zukünftigen Wartung des Flugzeugs. Es gibt aber noch immer viel zu lernen, sodass es bestimmt nicht langweilig werden wird.

Der (Versuch) des Selbstbau eines Flugzeugs wird in der Erinnerung immer ein angenehmer und spannender Lebensabschnitt bleiben. Der Abschluss hätte besser sein können ;-) …… und tschüss

Joachim Gothe am 14.03.2015